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Dreckig, dreckiger – Fiat: 500x 2.0 sprengt im Diesel-Abgasskandal alle Dimensionen - anwalt.de

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Der Diesel-Abgasskandal bei Fiat ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. VW tüftelte den Betrug mit einer Software aus, die erkannte, wenn sich das Auto auf dem Prüfstand befand. Bei Fiat dauert die Abgasreinigung generell 22 Minuten, ehe sie ausgeschalten wird. Warum ist das so? Der Prüfstandtest dauert 20 Minuten. Durch diese plumpe Manipulation reißt beispielsweise der Fiat 500X 2.0 den Stickoxid-Grenzwert um das 22-fache. 

Herausgefunden hat das bereits 2016 die Deutsche Umwelthilfe. Vier Jahre später ist die Staatsanwaltschaft am 22. Juli 2020 aktiv geworden. Für die Kanzlei Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH ist das späte behördliche Eingreifen genauso ein Skandal wie die Abgasmanipulation selbst. Die Kanzlei bietet Verbrauchern eine kostenfreie Online-Beratung an. Dr. Stoll & Sauer gehört zu den führenden Sozietäten im Abgasskandal. Die Inhaber haben den Verbraucherzentrale Bundesverband in der VW-Musterfeststellungsklage vertreten und Rechtsgeschichte geschrieben.

Deutsche Umwelthilfe kommt Fiat-Skandal zuerst auf die Spur

Die Geschichte des Diesel-Abgasskandals bei Fiat beginnt im Februar 2016. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ließ durch die Berner Fachhochschule Abgasmessungen an einem Fiat 500X 2.0 durchführen. Die Techniker trauten ihren Augen nicht. Im Test reichte die Skala des Messgerätes nicht aus. So enorm hoch waren die gemessenen Stickoxidwerte. Die Messungen ergaben damals bis zu 22-fach höhere Werte als nach dem offiziellen Grenzwert zulässig war. Für einen Pkw mit Dieselmotor gilt nach der Euro 6 Abgasnorm ein Stickstoffoxidgrenzwert von 80 mg/km. Die DUH alarmierte daraufhin das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA).

Die deckten in eigenen Untersuchungen das ganze Ausmaß der Manipulation auf. Das Emissionskontrollsystem des Fahrzeugs schaltete sich bei Temperaturen von knapp unter + 20 Grad Celsius einfach ab. Der Prüfzyklus, der für das Zulassungsverfahren notwendig ist, erfolgte bei knapp über + 20 Grad Celsius. Die Prüfer fanden zudem heraus, dass generell nach einer Fahrtzeit von 1300 Sekunden Schluss mit der Abgasreinigung war. Die 1300 Sekunden entsprachen knapp 22 Minuten - der Prüfzyklus dauert ca. 20 Minuten. Der NOx-Speicherkat verabschiedete sich nach sechs Regenerationen. Nach diesem verheerenden Befund leitete das KBA ein Verfahren gegen Fiat nach Artikel 30 Absatz 3 der Richtlinie 2007/46/EG ein. Die Fahrzeuge entsprachen nicht der in Italien erteilten Typgenehmigung. Die vom KBA in der Motorsteuerung gefundenen ganz offensichtlich unzulässigen Abschalteinrichtungen hat Fiat von Bosch bezogen.

Im Mai 2016 forderte das KBA Fiat und die italienische Zulassungsbehörde dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die hergestellten Fahrzeuge mit dem genehmigten Typ in Übereinstimmung gebracht werden. Mittlerweile hat Fiat nach eigenen Angaben ein Software-Update aufspielen lassen.

Im Mai 2017 leitete die EU-Kommission aufgrund des Fiat 500X ein Verfahren gegen die italienische Regierung ein. Ebenfalls 2017 kam es in den USA zu Ermittlungen gegen den Konzern. Anders als in Europa ist das Verfahren allerdings schon abgeschlossen. In den USA zahlte Fiat Chrysler 2019 in einem Vergleichsverfahren rund 800 Millionen Dollar Strafe wegen möglicher Dieselmanipulationen.
 

Das von Fiat aufgespielte Update brachte wohl nicht den erwünschten Erfolg: Denn im Juli 2017 teilte die DUH mit: „Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH im Frühjahr 2017 an einem Fiat 500x 1.6 Diesel haben weiterhin mehr als zehnfach überhöhte NOx-Werte erbracht. Außerdem zeigen die Straßenmessungen der DUH, dass ganz offensichtlich auch nach dem Software-Update weiterhin eine zeitgesteuerte und damit illegale Abschalteinrichtung aktiv ist.“

Hier die aktuellen Messwerte von Fiat-Modellen durch die DUH. Der Stickoxidgrenzwert für Euro 6 Fahrzeuge liegt bei 80 mg/km:

Fiat 500X 1.6                  420 mg/km NOx         5,3-fache

Fiat 500X 1.6 (Update) 823 mg/km NOx        10,3-fache

Fiat 500X 2.0                1380 mg/km NOx        17,2-fache

Fiat Tipo 1.6 Multijet    524 mg/km NOx          6,5-fache

Der Diesel-Abgasskandal im Fiat-Imperium der Familie Agnelli
 
Der Automobilhersteller Fiat-Chrysler ist massiv in den Fokus des Diesel-Abgasskandals gerückt. Ermittler aus Deutschland, Italien und der Schweiz haben am 22. Juli 2020 unter anderem mehrere Standorte von Fiat durchsucht. Es geht laut Staatsanwaltschaft Frankfurt um den Verdacht, dass in Diesel-Motoren von Fiat bei der Abgasreinigung mit einer unzulässigen Abschalteinrichtung getrickst worden ist. Beim Tochterunternehmen Jeep hat die niederländische Verkehrsaufsicht RDW bereits Anfang 2020 den SUV „Grand Cherokee“ zurückrufen lassen. Auch das Kraftfahrt-Bundesamt hat den „Cherokee“ unter Beobachtung. Wie beim VW-Skandal sollen bei Fiat die Grenzwerte für Stickoxide im Realbetrieb auf der Straße nicht eingehalten werden. Verwickelt in den neuen Abgasskandal ist auch das mit dem Fiat-Imperium verbundene Unternehmen Iveco, das neben Nutzfahrzeuge auch kostspielige Reise- und Wohnmobile verkauft.
 

Was ist im Abgasskandal bei Iveco bisher bekannt geworden?

  • Der Abgasskandal im Fiat-Imperium erfasst auch das Unternehmen Iveco. Der Nutzfahrzeug-Hersteller ist unter anderem für seine Wohn- und Reisemobile bekannt. Iveco ist Teil von CNH Industrial. Und CNH gehört zum Imperium der Familie Agnelli, die Fiat gegründet hat. Iveco hat aktuell folgende drei Wohnmobile im Angebot, die unter Verdacht stehen, die EU-Abgasnorm nicht einzuhalten und die Abgasreinigung manipuliert zu haben:
     1. Daily Hi-Matic
     2. Daily 4x4
     3. Eurocargo
     
  • Motorisiert ist beispielsweise der Daily Hi-Matic mit dem Motor F1A, 2.3 Liter, 136 oder 156 PS oder F1C 3.0 Liter, 180 oder 210 PS. Beim Eurocargo wirbt Iveco damit, dass nur ein SCR-Katalysator zum Einsatz kommt und alleine damit die Euro-6-Norm eingehalten wird.
     
  • Motoren und Fahrgestell von Daily 4x4 und Eurocargo werden nach Iveco-Website-Angabe auch in Fahrzeugen folgender anderer Reisemobilherstellern verwendet. Damit stehen auch die Modelle dieser Anbieter unter Verdacht, die EU-Abgasnormen nicht einzuhalten.

Biomobil

Bocklet

Carthago

Concorde

Dethleffs

Dopfer

Form IT

Kerkamm

Laika

Morelo

Niesmann Bischoff

Notin

Pilote Le Voyageur

Phoenix

Protec

Swift

Woelcke

  • Verbraucher, die mit den sehr kostspieligen Fahrzeugen unterwegs sind, könnten geschädigt worden sein. Neue Wohnmobilekosten ab 30.000 Euro aufwärts, nach oben gibt es praktisch kein Limit. Verbraucher sind ruck, zuck an der 100.000-Euro-Grenze. Im Abgasskandal bei VW sind von Gerichten Schadensersatzsummen bis zu 25 Prozent vom Kaufpreis ausgeurteilt worden – abzüglich einer Nutzungsentschädigung.
     

Wie ist die Faktenlage beim Abgasskandal von Fiat?

  • Offiziell sind drei Modelle des Fiat-Konzerns ins Visier von europäischen Behörden wie dem Kraftfahrt-Bundesamt geraten:
     Fiat – 500x - 1956 ccm – 103 kW - Euro 6
     Fiat – Ducato - 2999 ccm – 130 kW - Euro 5
     Jeep – Cherokee - 1956 ccm – 125 kW - Euro 5
     
  • Zum Fiat-Chrysler-Konzern gehören die Automarken Fiat und Alfa Romeo. Alle Diesel-Modelle dieser Hersteller stehen erst einmal unter Verdacht.
  • Wie das Handelsblatt berichtete, sollen in Deutschland mehr als 200.000 Fahrzeuge von einer Stilllegung bedroht sein. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt habe die Käufer der betroffenen Fahrzeuge aufgerufen, sich als Zeugen bei der Polizei zu melden.
  • Die vom Handelsblatt erwähnte Zahl von 200.000 Fahrzeuge könnte sich noch erheblich erhöhen. Alleine in Deutschland waren 2019 über 500.000 Wohnmobile auf den Straßen unterwegs. Gerade die Querverbindung zu Iveco und anderen Reisemobilherstellern könnte die Zahl der betroffenen Fahrzeuge erheblich nach oben treiben.

Dr. Stoll & Sauer führte Musterfeststellungsklage gegen VW mit an 

Bei der Kanzlei Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH handelt es sich um eine der führenden Kanzleien im Abgasskandal. Die Kanzlei ist unter anderem auf Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisiert. Die Kanzlei führt mehr als 12.000 Gerichtsverfahren im Abgasskandal bundesweit und konnte bereits hunderte positive Urteile erstreiten.

In dem renommierten JUVE Handbuch 2017/2018, 2018/2019 und 2019/2020 wird die Kanzlei in der Rubrik Konfliktlösung - Dispute Resolution, gesellschaftsrechtliche Streitigkeiten besonders empfohlen für den Bereich Kapitalanlageprozesse (Anleger). Die Gesellschafter Dr. Ralf Stoll und Ralph Sauer führten in der RUSS Litigation Rechtsanwaltsgesellschaft mbH für den Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) außerdem die Musterfeststellungsklage gegen die Volkswagen AG und verhandelten einen 830-Millionen-Euro-Vergleich aus. Damit haben die beiden Inhaber Rechtsgeschichte geschrieben. Im JUVE Handbuch 2019/2020 wird die Kanzlei deshalb für ihre Kompetenz beim Management von Massenverfahren als marktprägend erwähnt.




July 31, 2020 at 02:49PM
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